Überschuldung deutscher Haushalte im Corona-Jahr 2020
Der Verein „institut für finanzdienstleistungen“ (iff) hat in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Deutschland im Plus“ den iff-Überschuldungsreport 2021 erstellt. Laut diesem Report waren im letzten Jahr trotz der Corona-Pandemie weniger Menschen in Deutschland überschuldet als noch im Jahr 2019. Insgesamt reichen bei 6,85 Mio Menschen bzw. 3,42 Mio Haushalte die Einnahmen und das Vermögen dauerhaft nicht mehr aus, um die ausstehenden Verbindlichkeiten zu begleichen. 2019 waren noch 6,92 Mio Bundesbürger bzw. 3,46 Mio Haushalte überschuldet.
Was sind die Gründe?
Ca. 45 % der überschuldeten Personen gaben an, dass ein nicht vorhergesehenes Ereignis wie Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit (22,7 %), Scheidung (9,7 %), Krankheit (11,2 %), Tod des Partners (1 %) oder Unfall (0,3 %) der Grund für ihre Situation ist. Bei ca. 18 % liegt der Grund in eigenem Fehlverhalten wie übermäßiger Konsum (8,7 %), fehlende finanzielle Allgemeinbildung (3,6 %) unwirtschaftliche Haushaltsführung (3,4%) oder Straffälligkeit (2,2 %). Bei den sonstigen Ursachen wird die Einkommensarmut (11,4 %) vor der gescheiterten Selbstständigkeit (8,8 %) am häufigsten genannt.
Wie ist die Altersverteilung und wie ist der Haushalt zusammengesetzt?
Fast die Hälfte der überschuldeten Personen liegen in der Altersklasse zwischen 25 und 44 Jahren. Die junge Generation unter 25 Jahre hat einen Anteil von ca. 20 % und die Personen im Rentenalter (65 Jahre oder älter) kommen lediglich auf 5,3 %.
Bei der Zusammensetzung des Haushalts fällt auf, dass insbesondere Alleinlebende mit 65 % am stärksten betroffen sind, mit deutlichem Abstand folgen Paare mit oder ohne Kinder (20 %) und Alleinerziehende (14 %).
Welchen Schulabschluss und welche Erwerbsform haben die Personen?
Fast 46 % der überschuldeten Personen haben einen Hauptschulabschluss, bei ca. 19 % ist sogar gar kein Schulabschluss vorhanden. Nur etwas über 9 % der Personen können ein Abitur nachweisen. Bei der Erwerbsform haben mehr als die Hälfte der Personen keine Angaben gemacht. Die häufigste Antwort war die Arbeitslosigkeit (21,4 %), gefolgt von der angestellten Beschäftigung (10,4 %) und den Rentenempfänger (5 %).
Wie hoch ist das Einkommen der Personen?
Der Median für das Haushaltseinkommen beträgt 1.020,90 €, d.h. 50 % der Haushalte liegen über und 50 % der Haushalte liegen unter diesem Wert. Das Haushaltseinkommen ist aber nur bedingt aussagekräftig, da in einem Haushalt unterschiedlich viele Personen leben können. Deswegen wird das sogenannte Nettoäquivalenzeinkommen ermittelt. Es gibt das Pro-Kopf-Einkommen an, das jedem Haushaltsmitglied denselben Lebensstandard erlaubt. Dieses Nettoäquivalenzeinkommen liegt bei 857,55 €. Ungefähr 61 % der Personen haben weniger als 1.000 €, bei 13 % sind es mehr als 1.500 € pro Monat.
Wie hoch sind die Schulden und wer sind die Gläubiger?
Die typische Schuldenhöhe (Median) beträgt 14.167 € und liegt somit auf einem 10-Jahres-Tief. Vor 10 Jahren waren es noch 19.517 €. Aktuell haben knapp 38 % weniger als 10.000 € an ausstehenden Verbindlichkeiten, allerdings auch mehr als 21 % der Personen Schulden über 40.000 €. Dabei sind die Gläubiger vor allem öffentlich-rechtliche Institutionen (wie z.B. das Finanzamt) oder Banken mit jeweils ca. 20 %. Zu den weiteren Gläubigern zählen unter anderem Inkassounternehmen und Rechtsanwälte (11,5 %) und Telekommunikationsunternehmen (10,8 %).