Investments in Edelmetalle – was glänzt, ist wertvoll?
Edelmetalle sind unter Anlegern als Portfoliobeimischung sehr beliebt, insbesondere zur Risikodiversifikation. Doch welche Verwendung haben die Metalle, zu welchem Zeitpunkt sollte man in das jeweilige Edelmetall investieren und welche Anlageformen gibt es?
Gold ist das beliebteste Edelmetall unter den Investoren. Ca. 90 % der Goldproduktion wandert als Barren oder Münzen direkt oder indirekt (z. B. über Fonds und Zertifikate) in die Investmentportfolios der Anleger oder zu den weltweiten Notenbanken als Währungsreserve. Lediglich 10 % beträgt die industrielle Nachfrage, insbesondere von Seiten der Schmuckindustrie.
Bei der Silberproduktion liegt die Barren- und Münznachfrage nur zwischen 20 % – 25 %. Weitere 25 % der Produktion werden für Schmuck oder Tafelsilber verwendet. Der Großteil des Silbers wird für die industrielle Herstellung in den Bereichen Elektronik, Katalysatoren, Hartlegierungen, Batterien, Wasseraufbereitung, Reflektoren, Flachbildschirme, Solartechnologien und Medizin benötigt.
Die Platinförderung wird mit 40 % – 45 % für die Herstellung von Katalysatoren in Dieselmotoren verwendet. Ca. ein Drittel wandert in die Schmuckindustrie. Weitere 20 % werden in der Chemie-, Öl-, Elektro-, Glasverarbeitungs- und Medizinbranche verarbeitet. Die Investmentnachfrage spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Palladium ist das „Edelmetall der Wirtschaft“ und wird in großen Teilen in Katalysatoren für Ottomotoren (Benziner) gebraucht.
Alle Edelmetalle haben eines gemeinsam: Sie sind endliche Ressourcen. Ein Großteil der Vorkommen lagert zwar noch unter der Erde, jedoch wird die Erschließung dieser Vorkommen immer aufwendiger und damit kostenintensiver. Die begrenzte Verfügbarkeit macht die Edelmetalle als Investment so interessant. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Recyclingquoten der Edelmetalle im letzten Jahrzehnt ebenfalls deutlich zugelegt und damit das Angebot auf dem Markt erhöht haben.
Zur Absicherung gegen zukünftige wirtschaftliche und politische Krisen dienen Gold- und Silberinvestments, da diese Metalle am meisten Vertrauen genießen und daher als „Krisenwährung“ fungieren. Bei Platin und Palladium liegt der Fokus auf der industriellen Nachfrage aus der Automobilbranche, sodass sich in Zeiten guter Konjunktur Investments anbieten. Dabei sollten die aktuellen Entwicklungen beachtet werden: Durch den „Dieselgate“ hat sich die Nachfrage der Konsumenten in den letzten Jahren weg von Dieselmotoren und hinzu Benzinern verschoben, wodurch zwar der Palladiumpreis eine fulminante Rallye hinlegte, jedoch gleichzeitig der Platinpreis einbrach. Langfristig ist ein deutlicher Preisaufschlag von Palladium gegenüber Platin eher unwahrscheinlich, da bei Autokatalysatoren der Gebrauch von Palladium durch Platin substituiert werden kann.
Bei den Investments in Platin und Palladium sollten auch die zwei wichtigsten Produktionsländer Südafrika und Russland, deren Minen 80 % der globalen Förderung ausmachen, im Auge behalten werden. Ein Großteil der Förderkosten sind Arbeitskosten, die in heimischer Währung anfallen. Ein schwacher südafrikanischer Rand bzw. russischer Rubel verbilligt die Produktion und erhöht die Gewinnmarge der Minengesellschaften. Somit können die Unternehmen neue Investitionen tätigen und langfristig ihre Produktion erhöhen. Ein größeres Angebot wirkt sich wiederum negativ auf den Preis aus. Ein starker Rand bzw. Rubel hat den gegenteiligen Effekt und führt in der Regel zu höheren Weltmarktpreisen (in US-Dollar).
Die Anlage in Edelmetalle wird grundsätzlich in direkt (physisch) und indirekt unterschieden. Die direkte Anlagemöglichkeit eignet sich vor allem zur Absicherung gegen Krisen und Inflation. Üblicherweise gibt es
- Barren,
- Münzen,
- Schmuck.
Grundsätzlich gilt es bei dem physischen Erwerb eines Edelmetalls die Kosten für die Lagerung zu berücksichtigen. Das kann ein Bankschließfach oder ein sicherer Safe für das eigene Haus sein. Diese Lagerkosten entstehen bei der indirekten Investition nicht. Hier gibt es ebenfalls verschiedene Möglichkeiten:
- ETCs (Exchange Traded Commodities): Kauf eines Edelmetalls, das an der Börse gehandelt wird,
- ETFs (Exchange Traded Funds): Kauf eines Indexfonds, der mehrere Edelmetalle beinhaltet,
- Edelmetallaktien: Kauf von Aktien einer Minengesellschaft, die beispielsweise Gold fördert,
- Zertifikate: Kauf eines Edelmetallzertifikates, das die Kursentwicklung des Metalls abbildet.
Beim Kauf von Goldbarren oder -münzen fällt generell keine Mehrwertsteuer an, vorausgesetzt der Goldgehalt bei Barren liegt nicht unter 995/1000 und bei Münzen nicht unter 900/1000. Altgold wie Zahngold, Bruchgold oder Goldschmuck gilt nicht als Anlagegold und wird daher mit 19 % Mehrwertsteuer belegt.
Beim Kauf von Silber gilt grundsätzlich die volle Mehrwertsteuer, ebenso bei Platin und Palladium.
Bei Silbermünzen gibt es jedoch eine Besonderheit: Die Differenzbesteuerung. Der Händler zahlt beim Import aus einem Land außerhalb der EU eine Einfuhrumsatzsteuer von 7 %. Beim Weiterverkauf muss er dann die Mehrwertsteuer von 19 % nicht auf den vollen Nettoverkaufspreis aufrechnen, sondern lediglich auf die Differenz zwischen dem Einkaufs- und dem Bruttoverkaufspreis (die Händlermarge).
Der physische Kauf von Edelmetallen lohnt sich vor allem steuerlich. Nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist können Gewinne aus Verkäufen steuerfrei realisiert werden. Selbst bei einem Verkauf während der Spekulationsfrist gibt es bei Veräußerungsgewinnen eine Freigrenze von 600 €. Die Gewinne aus Finanzprodukten zählen grundsätzlich zu den Einkünften aus Kapitalerträgen. Jedoch gibt es Ausnahmen, wie z.B. das XETRA Gold: Nach aktueller Rechtsprechung (BFH, VIII R 4/15 und VIII R 35/14) entspricht dieser ETC keiner Kapitalforderung, sondern stellt eine auf eine Sachleistung (Gold) gerichtete Forderung dar. Wesentliche Bedingungen sind dabei die vollständige Hinterlegung mit physischem Gold (mindestens 95 %) und eine mögliche Auslieferung der Goldbarren innerhalb einer Frist von 10 Tagen. Damit wird das XETRA Gold steuerlich als physische Anlageform gewertet.
Direkte Anlage
Vorteile | Nachteile |
steuerfrei nach 1 Jahr | Lagerkosten für Bankschließfach oder Safe |
Das Metall ist greifbar -> kann in Systemkrisen als Währung dienen |
Hohe Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, vor allem bei niedrigen Anlagesummen |
keine regelmäßigen Erträge |
Indirekte Anlage
Vorteile | Nachteile |
schneller und reibungsloser Kauf und Verkauf über die Börse | Abgeltungsteuer |
geringe Differenz zwischen An- und Verkaufskurs
|
Viele Produkte ohne physische Goldhinterlegung |
Hebelwirkung mit manchen Produkten | Emittentenrisiko |
Regelmäßige Erträge, z. B. Dividende von Minenaktien |